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Artikel 5

SPIEGEL05/11/2009

Tötung von Ägypterin

Der wegen Mordes an der Ägypterin Marwa al-Schirbini angeklagte Alex W. ist einem Gutachter zufolge voll schuldfähig. Der Sachverständige schloss eine Tat im Affekt durch eine Bewusstseinsstörung aus. Dem 28-jährigen W. droht damit eine lebenslange Haftstrafe.

Dresden - Das psychiatrische Gutachten fiel eindeutig aus: Der Angeklagte Alex W. ist voll schuldfähig. Der Sachverständige Stephan Sutarski habe ausgeführt, dass zum Tatzeitpunkt weder Anzeichen für eine seelische Abartigkeit oder Geisteskrankheit vorlagen noch die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit eingeschränkt gewesen sei, sagte Oberstaatsanwalt Frank Heinrich am Donnerstag nach der nichtöffentlichen Sitzung im Prozess gegen den Russlanddeutschen im Landgericht Dresden.

Nebenklagevertreter Oliver Wallasch erläuterte, das Gutachten habe gezeigt, dass es sich nicht um eine Affekttat gehandelt habe. Dies habe der Sachverständige ausgeschlossen.

Dem 28-jährigen Alex W. droht damit eine lebenslange Haftstrafe.

Das Gutachten wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Schwurgerichtskammer entsprach zu Beginn des achten Verhandlungstages einem mit dem Schutz der Persönlichkeitsrechte ihres Mandanten begründeten Antrag der Verteidigung. Es würden auch Eigenschaften oder Details aus seiner Intimsphäre sowie sein Geisteszustand zur Sprache kommen, begründete die Vorsitzende Richterin Birgit Wiegand die Entscheidung der Kammer.

"Der psychologische Geisteszustand ist einer der intimsten Teile des Persönlichkeitsrechts", sagte Pflichtverteidiger Michael Sturm. Ob jemand verrückt sei oder nicht, betreffe seine Persönlichkeit im tiefsten Inneren, mehr noch als das Sexualleben, erklärte der Rechtsanwalt in einer Prozesspause. Bei W. gebe es Hinweise auf psychische Erkrankungen.

Insgesamt beschäftigte sich die Kammer rund fünf Stunden mit der Persönlichkeit des Angeklagten. Nachdem Journalisten und Zuschauer den Saal verlassen hatten, setzte der Angeklagte seinem Anwalt zufolge die Kapuze ab, mit der er sich seit Beginn des Verfahrens stets in der Öffentlichkeit und auch während der Verhandlung zeigt. "Das zeigt, dass er sich von der Öffentlichkeit bedroht fühlt", so der Verteidiger. "Aus unserer Sicht hat er heute erstmals an der Hauptverhandlung teilgenommen, ohne Kapuze und mit seinem Verteidiger diskutiert", sagte Nebenklagevertreter Wallasch.

Alex W. muss sich wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts verantworten. W. hat am 1. Juli im Landgericht während einer Berufungsverhandlung auf die schwangere Ägypterin Marwa al-Schirbini und ihren Mann eingestochen. Die Frau starb noch im Gerichtssaal, ihr Mann wurde schwer verletzt. W. soll aus Fremdenhass gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft geht von Heimtücke und niederen Beweggründen aus.

Am Mittwoch hat W. die Angriffe auf die beiden Ägypter in einer vor Gericht verlesenen Erklärung gestanden, Ausländerfeindlichkeit als Motiv jedoch bestritten und von Reue kurz nach der Tat berichtet. In den Tagen zuvor war er im Sitzungssaal ausgerastet.

Der Prozess wird am kommenden Montag mit den Schlussvorträgen fortgesetzt. Erwartet werden die Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklägern. Das Urteil soll am 11. November gesprochen werden.




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