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Gesellschaftspolitik

Adenauer setzte auf einen konfrontativen Kurs gegenüber den Kommunisten, aber auch den Sozialdemokraten. Die Sozialdemokraten waren seiner Rhetorik nach ideologisch eng mit den Kommunisten verwandt. In seine Amtszeit fiel das von der Bundesregierung beantragte und vom Bundesverfassungsgericht ausgesprochene KPD-Verbot, das wenige Jahre nach dem Verbot der NSDAP-Nachfolgepartei Sozialistische Reichspartei (SRP) erfolgte. Während Adenauer versuchte, jeden Ansatz kommunistischer Politik zu unterbinden, verfolgte er die Strategie, auch ehemalige Amtsträger des nationalsozialistischen Staates einzugliedern, sofern sie sich zur Bundesrepublik und zur Demokratie bekannten. Die Organisation Gehlen, deren Chef und zahlreiche Mitarbeiter ebenfalls schon in ähnlichen Aufgaben für das NS-Regime gearbeitet hatten, ging im Wesentlichen unverändert im Bundesnachrichtendienst auf. Ebenso 1953 berief Adenauer Theodor Oberländer zum Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Viele Juristen aus der Zeit des Nationalsozialismus wurden zum Dienst übernommen. In die frühen Jahre der Regierung Adenauer fielen umfangreiche Revisionen der Kriegsverbrecherprozesse direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, ein Straffreiheitsgesetz für minder NS-belastete sowie die Beibehaltung zahlreicher Gesetze aus der NS-Zeit. So übernahm er und seine Regierung den von den Nationalsozialisten verschärften Paragraphen 175 unverändert. Dieser stellte homosexuelle Handlungen, die Adenauer als „lasterhaftes Treiben“ bezeichnete, unter Strafe.

Da Adenauer bekennender und praktizierender Katholik war, argwöhnten viele Zeitgenossen, seine Politik sei von der Kirche beeinflusst. In der Realität war der Einfluss der katholischen Kirche auf seine Politik längst nicht so groß wie behauptet. Soweit es um weltanschauliche Dinge ging, bemühte er sich, Ansichten zu vertreten, die von gläubigen Christen beider Konfessionen unterstützt wurden. Adenauer erreichte, dass im traditionell konfessionell zerstrittenen Deutschland eine Partei mit christlichen Grundsätzen entstand, die für beide Konfessionen wählbar war. Zum Ende seiner Regierungszeit spielten denn auch konfessionelle Motive bei den Wahlen nur noch eine geringere Rolle.

Späte Zeit als Bundeskanzler

Späte Jahre und Tod

Adenauer mit John F. Kennedy, 1963 1966

Adenauer hatte bereits auf der Rhöndorfer Konferenz seinen Arzt Paul Martini zitiert, der meinte, Adenauer könne gesundheitlich problemlos noch ein oder zwei Jahre Kanzler bleiben. Tatsächlich blieb er, der erst mit 73 Jahren Kanzler wurde (jeder seiner Nachfolger war mit diesem Alter bereits nicht mehr im Amt), 14 Jahre im Amt und hatte damit nach Helmut Kohl die zweitlängste Amtszeit aller deutschen Bundeskanzler.

Seine letzten Jahre als Kanzler wurden durch seinen hartnäckigen Kampf, so lange wie möglich im Amt zu bleiben, und durch den – vergeblichen Versuch, die Wahl Ludwig Erhards als Nachfolger zu verhindern, überschattet. In dieser Zeit passierten Fehlschläge, die beim größten Teil der Deutschen auf Unverständnis und Kritik stießen. Z.B., sein Versuch, ein vom Bund kontrolliertes Deutschland-Fernsehen als Konkurrenz zu der von den Ländern kontrollierten ARD aufzubauen.

Auch nach seinem Rückzug aus der Politik griff er durch Zeitungsartikel, Reden und Interviews noch ins politische Geschehen ein. Er äußerte sich vor der Bundestagswahl 1965 noch positiv über eine mögliche große Koalition und stellte nach ihrem Amtsantritt 1966 unter Kurt Georg Kiesinger fest, dass diplomatische Beziehungen zu Staaten Osteuropas möglich seien, was eine grundsätzliche Abkehr von der Hallsteindoktrin (как аукнется… - камень отзвука, барьер) bedeutete. Er führte mehrere international beachtete Auslandsreisen durch. 1964 nahm ihn die Académie des Sciences Morales et Politiques auf. Bis zu seinem Tode war er Mitglied des Bundestages und dadurch mit 91 Jahren und 3 1/2 Monaten der bisher älteste Bundestagsabgeordnete. Noch vom Sterbebett aus unterstützte er Kiesinger mit Ratschlägen.

Trauerfeier für Konrad Adenauer 1967

Adenauer starb am 19. April 1967 nach kurzer Grippe und drei Herzinfarkten im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Rhöndorf. Seinen ersten Herzinfarkt hatte er bereits Ende 1962, seinen zweiten am 29. März 1967 und seinen dritten wenige Tage später erlitten. In Familie und Freundeskreis verbürgt sind seine letzten Worte: „Da jitt et nix zo kriesche!“ („Da gibt es nichts zu weinen!“, gerichtet an seine Tochter Libeth, die in Tränen ausgebrochen war).

Grab auf dem Waldfriedhof

Adenauer wurde mit einem Staatsbegräbnis und einem Pontifikalamt im Kölner Dom durch den Kölner Erzbischof Kardinal Frings geehrt. An seiner Beerdigung nahmen zahlreiche Staatsoberhäupter und Außenminister teil. Am Sarg hielten hochrangige Offiziere der Bundeswehr, die über das Ritterkreuz verfügten, abwechselnd die Ehrenwache. Nach der Zeremonie überführte die Bundesmarine den Sarg mit einem Schnellboot auf dem Rhein nach Bad Honnef/Rhöndorf, auf dessen Waldfriedhof Adenauer beigesetzt wurde.




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